„Die Kosten beim Wohnungsbau müssen runter“
- Auch 2024 wieder weniger Baugenehmigungen
- Politik muss Investitionen für private Haushalte attraktiver machen
- Staatliche Fördermittel allein lösen das Problem nicht
- Ohne Neubau wächst der Druck auf die Mietmärkte
- Wohneigentum wird als Schutz vor Altersarmut unterschätzt
In Baden-Württemberg war die Zahl der Baugenehmigungen auch 2024 rückläufig. Vor allem private Haushalte haben dem Wohnungsbau den Rücken gekehrt. „Die Politik muss private Investitionen attraktiver machen, um eine Trendwende zu erreichen“, betonte Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverbandes Baden-Württemberg anlässlich der Präsentation des BFW-Konjunkturberichts Wohnen 2024/2025. „Fördermittel des Staates sind kein ausreichendes Instrument, die Kosten müssen runter“, mahnte Lipka. Selbst im Januar und Februar 2025 sind die Baugenehmigungen in Baden-Württemberg weiter um 9,9 % gesunken.
2024 wurden laut Konjunkturbericht in Baden-Württemberg 26.969 Wohnungen genehmigt. Das sind 24 Prozent oder 8.550 Wohnungen weniger als im Vorjahr mit 35.519 Wohnungen. Gegenüber dem Höchststand 2021 ist die Zahl der Baugenehmigungen um 50,6 Prozent gesunken. Im Neubau hat sich die Zahl der Genehmigungen mit minus 54,9 Prozent mehr als halbiert. „Allein bei privaten Haushalten liegt der Rückgang seit 2021 bei 54 Prozent.“, so Lipka. Erneut habe die baden-württembergische Landesregierung ihr Genehmigungsziel 2024 um 40.000 Genehmigungen verfehlt. Entgegen dem Deutschland Trend sind in Baden-Württemberg die Baugenehmigungszahlen auch im Januar und Februar 2025 um 9,9 % gesunken. Trotz der gesunkenen Zahlen haben private Haushalte im Jahr 2024 in Baden-Württemberg 59 % der Neubauinvestitionen oder 4,1 Milliarden € getragen.
Der Bauüberhang in Baden-Württemberg hat sich angesichts rückläufiger Genehmigungszahlen zum 31.12.2023 gegenüber 2022 um 9,3 Prozent verringert. Er liegt Ende 2023 bei 110.597 gegenüber 121.919 Wohnungen 2022. Trotz sinkender Genehmigungs- und Fertigstellungszahlen sind die Umsätze 2024 beim Immobiliengeschäft in Baden-Württemberg um 9,5 Prozent auf 36,3 Milliarden Euro (2023: 33,2 Mrd. Euro) gestiegen. Gründe dafür sind gestiegene Kosten beim Bau.
Preise für Neubau und Mietwohnungen steigen weiter
Die Preisentwicklung der vergangenen Jahre in Baden-Württemberg hat sich bis ins erste Quartal 2025 fortgesetzt. So stiegen die Baupreise für neu errichtete Wohngebäude um 3,6 Prozent gegenüber dem Quartal 2024. Dieser Trend hat sich im ersten Quartal 2025 weiter beschleunigt. Im Neubau sei deshalb ohne bessere Rahmenbedingungen nicht mit einem Absinken der Preise zu rechnen. In Stuttgart betragen die Quadratmeterpreise für eine Eigentumswohnung durchschnittlich 8.500 Euro und damit 500 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Auch auf dem Mietmarkt gehen die Preise nach oben. Sie liegen in Stuttgart und anderen baden-württembergischen Großstädten für neuerrichtete Wohnungen derzeit bei 18,30 Euro.
Schnelle Hilfe für Bauwillige erforderlich
„Der von der künftigen Bundesregierung angekündigte ‚Wohnungsbau-Turbo‘ muss nach der Regierungsbildung umgehend gestartet werden, um Wohnungen wieder bezahlbar zu machen. Die im Koalitionsvertrag genannten Ansatzpunkte wie eine Entrümpelung von Vorschriften, der Gebäudetyp E und Hilfe bei der Bildung von Eigenkapital sind richtige Ansätze, reichen aber nicht aus“, erklärte Lipka. So werde das Thema Senkung der Grunderwerbsteuer ausgespart und nach wie vor scheiterten viele Bauprojekte am Grundstücksmangel oder an überzogenen Forderungen der Kommunen an Projektentwickler und Bauträger im Rahmen städtebaulicher Verträge.
Im Jahr 2024 haben Privathaushalte in Baden-Württemberg immerhin 4,1 Milliarden € den Wohnungsbau investiert. Die Politik müsse Investitionen privater Haushalte in Eigenheime oder als Geldanlage schnell wieder attraktiver machen. „Der Staat hat in diesen schwierigen Zeiten nicht genug Geld, um den Wohnungsbau mit Fördermitteln ausreichend anzukurbeln,“ betonte Lipka. Gänzlich unterschätzt werde allerdings die Tatsache, dass ohne ausreichenden Neubau der Druck auf die Mietmärkte weiterwächst und damit die sozialen Spannungen steigen. „Wohneigentum ist zudem der wirksamste Schutz vor Altersarmut. Unsere europäischen Nachbarländer haben das längst begriffen. Bei uns ist ein Umdenken dringend erforderlich. Wohneigentum ist ein unverzichtbarer Baustein bei der Wohnraumversorgung“, schloss Lipka.
Professor Dr. Dieter Rebitzer rechnet damit, dass in diesem Jahr bei Baugenehmigungen „langsam die Talsohle erreicht wird.“ Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage geht er allerdings auch 2025 im Wohnungsbau nicht von einer Trendumkehr aus. Dies sei unter anderem auf die Zinswende und den Anstieg der Baupreise zurückzuführen. Rebitzer erwartet für das Jahr 2025 bundesweit rund 200.000 neue Wohnungen. Das politische Ziel, jährlich 400.000 Wohnungen fertigzustellen, werde damit voraussichtlich wie in den Vorjahren deutlich verfehlt.
Noch sei nicht sicher, ob und wann die von der Bundesregierung geplanten Reformen greifen. Hinzu kämen neue Herausforderungen durch die Konjunkturschwäche, den anhaltenden Ukrainekrieg und die US-amerikanische Zollpolitik. „Umso mehr kommt es darauf an, dass Bund, Land und Kommunen den Wohnungsbau beherzt unterstützen“, erklärt Lipka, der den Wohnungswirtschaftlichen Konjunkturbericht 2024/2025 gemeinsam mit dessen Verfasser, Professor Dr. Dieter Rebitzer, vorstellte. Professor Rebitzer ist Studiendekan an der Fakultät Wirtschaft und Recht der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen (HfWU) und ein Experte für Immobilienwirtschaft.
Pressekontakt: Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg e.V. 0711/870 380-0, info@bfw-bw.de
Im BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg sind überwiegend Bauträger und Projektentwickler organisiert, die sich meist mit dem Wohnungsneubau beschäftigen und oft keine oder nur kleinere eigene Wohnungsbestände halten. Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern tragen sie wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum bei. Dies gilt sowohl für Wohneigentum als auch für Mietwohnungen, da etwa die Hälfte der neu gebauten Eigentumswohnungen vermietet wird. Die bundesweit im BFW organisierten Unternehmen errichten mehr als 50 Prozent der neuen Wohnungen in Deutschland und 30 Prozent der Gewerbeimmobilien.
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