Bauträger und Entwickler erwarten von der neuen Bundesregierung dringend notwendige Impulse für den Wohnungsbau in Baden-Württemberg.
Mit Verständnis allein hilft man Immobilienunternehmen nicht aus der Krise
Die anhaltende Krise im Wohnungsbau wird für immer mehr Unternehmen in Baden-Württemberg zu einer existenziellen Bedrohung. Darauf wies der Vorstandsvorsitzende des BFW Landesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg, Dirk Graf, beim Neujahrsempfang seines Verbandes in Stuttgart hin. „Nur mit Verständnis der Landesregierung können wir unsere Unternehmen nicht durch die Krise führen“, betonte Graf. „Wir brauchen Rahmenbedingungen im Wohnungsbau, die bezahlbares Bauen ermöglichen“, so Graf weiter.
Obwohl der BFW bereits im Februar 2023 im Strategiedialog auf die dramatische Entwicklung der Wohnungsbauzahlen hingewiesen habe, seien im Land keine schnell wirksamen Schritte zur Ankurbelung des Wohnungsbaus unternommen worden. „Vor allem wurde es versäumt, frühzeitig dem Absturz entgegenzuwirken“, so Graf in Stuttgart.
So sinke die Zahl der Baugenehmigungen seit 2022 kontinuierlich. Zwischen Januar und November 2024 seien in Deutschland nur noch 158.000 Neubauwohnungen und damit 44.100 oder 21,8 Prozent weniger als in selben Zeitraum des Vorjahres genehmigt worden. Ähnlich schlecht seien die Zahlen in Baden-Württemberg. Von Januar bis Oktober 2023 wurden noch 24.462 Wohnungen genehmigt. 2024 waren es im selben Zeitraum nur noch 16.958 Wohnungen. „Ein Minus von sage und schreibe 30,68 Prozent“.
Auch die Auftragslage im Wohnungsbau bleibe angespannt, auch wenn sich wieder mehr Menschen für den Kauf einer Wohnung interessierten. Allerdings dauere der Vertrieb deutlich länger als in der Vergangenheit, weshalb Entwickler überwiegend Projekte mit weniger Wohnungen anböten.
Gerade Privathaushalte seien wegen der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage stark verunsichert. „Wer Angst um seinen Job hat, tut sich schwer mit einem Wohnungskauf“, erklärte BFW-Geschäftsführer Gerald Lipka. Diese Verunsicherung privater Haushalte sei eine der Ursachen, weshalb auch einkommensstärkere Haushalte nicht mehr den Schritt ins Eigentum wagten und damit den ohnehin angespannten Mietmarkt zusätzlich belasteten. „Gerade private Haushalte sind für den Wohnungsneubau unverzichtbar“, so Lipka weiter.
Deshalb müsse die Wirtschaftlichkeit bei allen politischen Entscheidungen deutlich stärker in den Fokus rücken. So trügen immer höhere Sozialquoten in städtebaulichen Verträgen nicht zu einer besseren Wohnraumversorgung bei. „Kommunen, die diesen wirtschaftlichen Zusammenhang bei ihren Entscheidungen nicht beachten, verhindern den Wohnungsbau, warnte Lipka und nannte ein positives Beispiel aus Rheinland-Pfalz. Dort habe die Stadt Frankenthal ihre Vergabekonzepte der Lage angepasst und den Anteil sozial geförderter Wohnungen im Neubau grundlegend verringert, um den Start neuer Wohnungsbauprojekte wirtschaftlich zu ermöglichen.
Mit Blick auf die Landtagswahlen im Frühjahr 2026 in Baden-Württemberg sagte Lipka, „dass unsere Unternehmen nur dann sozial geförderten Wohnungsbau planen und bauen können, wenn sie auch Zugang zu der Förderung des Landes haben. Nach dem Geschäftsmodell unserer Unternehmen ist eine Reservierungsvereinbarung unverzichtbar. Wer nicht für eigene Bestände baut, braucht schon bei Beginn der Planungen Sicherheit über die zu erwartende Förderung. Ohne eine verbindliche Zusage der Fördermittel im sozial geförderten Wohnungsbau, kann der Bauträger keine Erwerber für die Wohnung finden, auch keine kommunalen Unternehmen.“
Graf und Lipka forderten als eine Reaktion auf die schwierige Lage eine staatliche Offensive für das Wohnungseigentum, denn Wohneigentum schütze vor Altersarmut. Altersarmut träfe meist Mieterhaushalte. Die Perspektive für Wohneigentum sei damit auch ein soziales Aufstiegsversprechen.
Für die Bundestagswahl fordert der BFW unter anderem:
1.Privates Kapital in Wohnimmobilien locken!
Es muss wieder mehr privates Kapital für den Wohnungsbau aktiviert werden. Privathaushalte brauchen zinsgünstige Darlehen und langfristig verlässliche Rahmenbedingungen, beispielsweise bei der KfW-Förderung. Durch privates Kapital werden Wohnungsbauvorhaben möglich, ohne Förderung des Landes. Dies gilt für Selbstnutzer ebenso wie für Kapitalanleger.
- Wohneigentum als unverzichtbarer Beitrag zur Wohnraumversorgung
Die Bildung von Wohnungseigentum ist im gesellschaftlichen Interesse und muss daher konsequent unterstützt werden. Wer Eigentum bildet, macht seine bisher bewohnte Mietwohnung für neue Nutzer frei. Die Steuerbelastung für private Haushalte muss ebenso gesenkt werden wie die Erwerbsnebenkosten. Darlehenszinsen sollten auch bei Selbstnutzern ebenso wie bei Vermietern bei der Einkommensteuer steuermindernd berücksichtigt werden. Die Wohneigentumsförderung muss erhalten bleiben und ausgebaut werden. Die Grunderwerbsteuer sollte für Ersterwerber von Eigentum reduziert oder gestrichen werden können, oder generell abgesenkt werden.
- Baukosten senken
Die Baukosten müssen insgesamt gesenkt werden. Das Bauvertragsrecht muss so angepasst werden, dass auch einfachere Standards rechtswirksam und ohne Risiken auch mit Verbrauchern vereinbart werden können. Nur so wird Bauen und Wohnen auch für die Verbraucher wieder bezahlbar. In DIN-Normen sollten Leistungsstufen vereinbart werden können – ähnlich wie bei den Energieeffizienzklassen –, damit auch der Verbraucher auf den ersten Blick die Ausstattungs- und Komfortstandards erkennen kann. Standsicherheit oder Brandschutz bleiben unangetastet.
Pressekontakt: Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg e.V. 0711/870 380-0, info@bfw-bw.de
Im BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg sind überwiegend Bauträger und Projektentwickler organisiert, die sich meist mit dem Wohnungsneubau beschäftigen und oft keine oder nur kleinere eigene Wohnungsbestände halten. Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern tragen sie wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum bei. Dies gilt sowohl für Wohneigentum als auch für Mietwohnungen, da etwa die Hälfte der neu gebauten Eigentumswohnungen vermietet wird. Die bundesweit im BFW organisierten Unternehmen errichten mehr als 50 Prozent der neuen Wohnungen in Deutschland und 30 Prozent der Gewerbeimmobilien. www.bfw-bw.de