„Politik muss schnell auf Zeitenwende im Wohnungsbau reagieren“

Zahlreiche Vorschläge des BFW zur Ankurbelung des Wohnungsbaus

  • Grunderwerbsteuer senken
  • Steuerliche Anreize bei selbstgenutztem Wohneigentum
  • Wohnraumförderung anpassen und stärken
  • Landesbauordnung entschlacken
  • Kommunen bei der Bereitstellung von Bauland unterstützen

„Die Zeitenwende ist auch im Wohnungsbau angekommen. Die Politik auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene muss sich hierauf schnell einstellen und den Wohnungsbau jetzt stärken, bevor es zu Personalabbau oder Insolvenzen kommt.“ Mit diesen Worten eröffnete Dirk Graf, Vorstandsvorsitzender des BFW Baden-Württemberg die diesjährige Bauträger-Fachtagung in Stuttgart. Intensiv diskutiert wurden zahlreiche konkrete Vorschläge des Verbandes zur Ankurbelung des Wohnungsbaus.

Zu diesen Vorschlägen gehörten auch steuerliche Anreize. Eine Senkung der Grunderwerbsteuer könne Menschen motivieren, selbstgenutzten Wohnraum zu schafften. Hiervon profitiere vor allem die unverzichtbare Gruppe der privaten Haushalte, die Ein- und Zweifamilienhäuser bauten. Ersterwerber sollten von der Grunderwerbsteuer komplett befreit werden. Private Haushalte machten in Baden-Württemberg rund 63 Prozent aller Investitionen in den Wohnungsbau aus, betonte Graf. Institutionelle Anleger könne ein Disagio zur Verringerung der Darlehenslast motivieren, mehr in den Wohnungsbau zu investieren.

Auch die Förderung müsse verstärkt werden. Dies gelte für das erst kürzlich verabschiedete Landeswohnraumförderungsprogramm. Es müsse an die konjunkturelle Entwicklung angepasst werden. Auch mit einer Entschlackung der Landesbauordnung könne der Wohnungsbau beschleunigt und die Preisspirale durchbrochen werden.

Ein wichtiger Hebel zur Stärkung des Wohnungsbaus seien nach wie vor die verfügbaren Baugrundstücke. So könne das Land die Kommunen bei der Ausweisung von Flächen für den Wohnungsbau unterstützen, da diese auch noch viele andere Aufgaben bewältigen müssten.

„Wir haben diese Vorschläge aktuell in den Strategiedialog des Landes Baden-Württemberg eingebracht und uns dabei auf Maßnahmen konzentriert, die durch das Land alleine politisch entschieden werden können“, erklärte Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Baden-Württemberg und Leiter einer agilen Arbeitsgruppe innerhalb des Strategiedialogs.

Politische Entscheidungen zur Stärkung des Wohnungsbaus seien noch in diesem Jahr nötig, andernfalls bestehe die Gefahr der Kurzarbeit oder schlimmstenfalls von Entlassungen oder Insolvenzen in der Immobilienwirtschaft, ergänzte der BFW-Vorstandsvorsitzende Dirk Graf. Seit dem vorigen Jahr seien die Preise für Neubauten und die Inflation drastisch gestiegen, die Zahl der Bauanträge und Baufertigstellungen hingegen dramatisch gesunken. „Schlechter werdende konjunkturelle Rahmenbedingungen machen die Bauberufe langfristig weniger attraktiv“, mahnte Lipka. Gingen qualifizierte Arbeitsplätze aber erst einmal verloren, verlöre die Branche auch nach einem erneuten Anspringen der Baukonjunktur die Möglichkeit, kurzfristig viel zu bauen. „Diese Entwicklung müssen wir verhindern“, so Lipka.

Lipka und Graf wiesen auch darauf hin, dass der Bedarf an Wohnraum durch den Zuzug von Kriegsflüchtlingen zusätzlich steige und damit ebenso gesellschaftliche Spannungen. „Hoffen wir, dass bei den im nächsten Jahr anstehenden Kommunalwahlen politische Extremisten nicht versuchen hieraus Kapital zu schlagen“.

Ungeachtet der schwierigen konjunkturellen Lage berücksichtigten die im BFW Baden-Württemberg zusammengeschlossenen Bauträger und Projektentwickler aber bereits seit vielen Jahren die Erfordernisse des Klimaschutzes. Richtig sei allerdings auch, dass die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte im Klimaschutz unter den derzeitigen schwierigen Bedingungen nicht kurzfristig aufgeholt werden könnten. So hätten sich viele Mitglieder in einer aktuellen Befragung für eine vorübergehende Verringerung des energetischen Standards vom KFW 40 zurück zum geförderten KfW 55 Haus ausgesprochen. Denn auch hier fehlen Arbeitskräfte und Material.

„Ein Weiter so kann es nicht mehr geben. Im Interesse der Menschen, die Wohnraum benötigen, müssen wir alle gemeinsam und schnell Lösungen finden, die den Wohnungsbau wieder attraktiv machen,“ betonten Lipka und Graf.

 

Im BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg (BFW) sind überwiegend Bauträger und Projektentwickler organisiert, die sich meist mit dem Wohnungsneubau beschäftigen und oft keine oder nur kleinere eigene Wohnungsbestände halten. Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern tragen sie wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum bei. Dies gilt sowohl für Wohneigentum als auch für Mietwohnungen, da etwa die Hälfte der neu gebauten Eigentumswohnungen vermietet wird. Die bundesweit im BFW organisierten Unternehmen errichten mehr als 50 Prozent der neuen Wohnungen in Deutschland und 30 Prozent der Gewerbeimmobilien. www.bfw-bw.de

Pressekontakt: Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg e.V. 0711/870 380-0, E-Mail: info@bfw-bw.de

 

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