Private Bauträger und Projektentwickler fordern von der Baden-Württembergischen Landesregierung mehr Anerkennung
Mit deutlichen Worten kritisierte bei der Bauträger-Fachtagung am Dienstag in Stuttgart der BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg die Wohnungspolitik der Landesregierung. „Es scheint so, als hat die grün-schwarze Landesregierung die mittelständische Immobilienwirtschaft vergessen, oder gar zum Feindbild erklärt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende des BFW, Dirk Graf.
Graf bezog sich dabei auf die folgende Passage aus dem Koalitionsvertrag zwischen Grünen und CDU: „Gemeinwohlorientierte Akteure als Partner für bezahlbares Wohnen: kommunale Wohnungsbaugesellschaften, (Dach-) Genossenschaften, Mietshäuser Syndikate und andere gemeinwohlorientierte Akteure sind natürliche und unverzichtbare Partner für bezahlbares Wohnen im ganzen Land – effizient und entsprechend den Bedürfnissen vor Ort. Wir werden prüfen, wie wir diese Akteure weiter unterstützen können.“
Mit keiner Silbe werde im Koalitionsvertrag hingegen die private Wohnungswirtschaft erwähnt, obgleich diese im Neubau den größten Beitrag leiste, so Graf. „Wenn sich unsere Unternehmen den Wettbewerben um Grundstücke stellen, schaffen sie nach den jeweiligen städtebaulichen Vorgaben regelmäßig dieselben Quoten an sozial gefördertem Wohnraum, wie kommunale Unternehmen oder Genossenschaften. Und auch kommunale Unternehmen erwirtschaften Gewinne, wie deren veröffentlichte Bilanzen zeigen. Warum also fehlen Bauträger und Projektentwickler im Koalitionsvertrag? Unsere Mitgliedsunternehmen errichten bundesweit jede zweite Neubauwohnung. Darüber hinaus errichten sie rund 30 Prozent der Gewerbeimmobilien. Das darf nicht unberücksichtigt bleiben. Um mehr Wohnraum zu bauen brauchen wir alle Akteure im Land, nicht nur kommunale Unternehmen und Genossenschaften“, so Graf.
Bauträger und Projektentwickler seien oft seit Generationen in ihrer baden-württembergischen Region verwurzelt. Die von ihnen gebauten Einfamilienhäuser, Mehrfamilienhäuser, Pflegeheime und Gewerberäume prägten in vielen Kommunen das Stadtbild. „Unsere Unternehmen sind keine Heuschrecken, die spekulativen Gewinn mitnehmen wollen“, betont auch BFW-Geschäftsführer Gerald Lipka. Sie beschäftigten Mitarbeiter aus der Region, zahlten Steuern im Land und unterstützten viele regionale Projekte als Sponsoren. Sie seien stolz auf das, was sie für Wohnungseigentümer und Mieter in ihren Regionen schafften.
Auch beim Klimaschutz setzen die Unternehmen Maßstäbe
Unverständnis äußerte Lipka auch für die geplante Pflicht zur Photovoltaik bei Neubauten. „Unsere Unternehmen haben schon früh erkannt, dass Klimaschutz und CO2-Einsparung im Immobiliensektor immer mehr an Bedeutung gewinnen. Denn auch unsere Unternehmer sind Teil dieser Gesellschaft. Deshalb sind sie sich der Verantwortung für ihre Kinder und die Kinder ihrer Mitarbeiter und Käufer bewusst“, so Lipka. Aus diesem Grund nutzten die BFW-Mitgliedsunternehmen beim Wohnungsneubau schon seit vielen Jahren zahlreiche Möglichkeiten, die Klimabilanz zu verbessern. Dabei sei es wichtig, jedes Bauprojekt individuell zu betrachten und alle innovativen und technisch möglichen Lösungen je nach Gebäudestandort in die Überlegungen einzubeziehen. „Deshalb lehnen wir auch die gesetzliche Festlegung auf eine bestimmte Technologie, wie die Photovoltaik ab – auch wenn diese in vielen Fällen sinnvoll sein kann“, erklärt Lipka. Um die richtige Lösung für ein Projekt zu finden, brauchten Planer die Freiheit, zwischen verschiedenen verfügbaren Technologien zu wählen, diese zu kombinieren oder gänzlich neue zu entwickeln.
Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze
Auch müsse darauf geachtet werden, dass klimaschonendes Bauen wirtschaftlich bleibe. „Die Kunden werden die Anstrengungen zur CO2-Einsparung durch den Einsatz moderner Technik sicher honorieren, aber nur dann, wenn sie sich die Immobilien noch leisten können und langfristig auch wirtschaftlich von der eingebauten Technik profitieren. Denn für den Verbraucher kommt der eigene Geldbeutel noch vor der CO2-Bilanz. Daher gehören nach unserer Überzeugung Innovation und Markttauglichkeit zusammen“, so der BFW-Geschäftsführer.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt Lipka, das Thema Klimaschutz vor allem bei Neubauten im Blick zu haben. Die Politik orientiere sich oft am Immobilienbestand. Dieser habe wegen der großen Zahl an Immobilien zwar eine hohe Bedeutung beim Thema Klimaschutz, allerdings ließen sich Bestandsgebäude aus vielen Gründen deutlich schwerer energetisch optimieren. Neben bautechnischen Problemen seien es auch rechtliche Probleme, gerade in Wohnungseigentümergemeinschaften, die energetische Sanierungen noch immer erschwerten. Das Durchschnittsalter der Bewohner zum einen und eine manchmal nur noch kurze Restlebensdauer der Immobilie zum anderen sprächen häufig gegen größere Investitionen. Im Wohnungsneubau könne dagegen gleich von Beginn an die gesamte Gebäudetechnik auf eine moderne Energie- und Wärmeversorgung abgestimmt werden. Daher trügen langfristig CO2-optimierte Lösungen im Wohnungsneubau dazu bei, die Klimaschutzziele zu erreichen, erklärte Lipka.
Eigentumsbildung fördern
Etwas aus dem Auge verloren habe die Landesregierung die Bildung von Wohneigentum. So seien die Zahlen der Baugenehmigungen und Baufertigstellungen in Baden-Württemberg nach wie vor niedriger als der Bedarf. Dies gelte nicht nur für die Nachfrage nach Mietwohnungen, sondern ebenso für den Wunsch Wohneigentum zu bilden. Viele, auch junge, Menschen hätten den Wunsch, mit einer Immobilie langfristig Vermögen zu bilden und Vorsorge für das Alter zu treffen. Dies sei aber trotz nach wie vor niedriger Zinsen immer schwerer möglich. Um jungen Familien zu helfen könnte die Stundung der Grunderwerbsteuer ein denkbarer Weg sein.
Im BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg (BFW) sind überwiegend Bauträger und Projektentwickler organisiert, die sich meist mit dem Wohnungsneubau beschäftigen und oft keine oder nur kleinere eigene Wohnungsbestände halten. Mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern tragen sie wesentlich zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum bei. Dies gilt sowohl für Wohneigentum als auch für Mietwohnungen, da etwa die Hälfte der neu gebauten Eigentumswohnungen vermietet wird. Die bundesweit im BFW organisierten Unternehmen errichten mehr als 50 Prozent der neuen Wohnungen in Deutschland und 30 Prozent der Gewerbeimmobilien. www.bfw-bw.de
Pressekontakt: Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg e.V. Tel.: 0711/870 380-0, E-Mail: info@bfw-bw.de